Freitag, 21. September 2007

Verschiedenes

Von Mensch zu Pferd

als ich mein erstes Pferd kaufte, war ich richtig verliebt- ins Pferd.
Mein Sioux war fast 20 Jahre alt und hatte Hufrollenprobleme -und es war gar nicht sicher, wie lange und ob überhaupt man ihn noch würde reiten können- aber das war mir egal.

Ich hatte mich in Sioux verliebt, denn er war nicht nur bildschön, sondern hatte auch eine tolle Ausstrahlung. (Freundlicherweise hatte er auch von Anfang an nie versucht, mich zu beißen, obwohl sonst in der ersten Zeit niemand vor ihm sicher war).
Es war nicht so, daß ich die Ausritte mit ihm nicht genoß, aber da ich Sioux wirklich tief ins Herz geschlossen hatte, ging es mir zunächst einmal nur darum, daß es ihm gut ging.

Meine eigenen Interessen, mein Wunsch, zu reiten, mein (vielleicht unbewußter) Wunsch, mein Pferd und das Reiten als Quelle für frische Energie zu verwenden bzw. mein Pferd als Energielieferanten zu gebrauchen- all diese Interessen traten schlagartig in den Hintergrund, ich wollte einfach nur, daß er sich wohl fühlte.
Mit einigem Engagement, von anderen Reitern auch als Verrücktheit bezeichnet, verbrachte ich Monate damit, die Beine meines Pferdes zu pflegen bis- o Wunder- die unheilbaren Hufrollenprobleme auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
Sioux war und blieb bis zu seinem 30. Lebensjahr (sogar noch etwas darüber) reitbar und wir gewannen noch mehrere große Turniere. Eine Wunderheilung?

Wer weiß. Es ging ihm gut bei mir, er wurde mit leckerem Futter, vielen selbst angerührten Breis (wie oft habe ich mir nicht irgendwelche Kleie-Mash- oder Melassereste von Armen und Ellbogen und aus den Haaren gekratzt?) und ich kaufte ihm eine junge Stute, die ihn richtig aufleben ließ.
Es gab gerade mit der Stute Momente, da erwischte ich mich in einer Art Eifersucht und es gab auch Momente, in denen ich vom Pferd stieg, weil ich mir nicht sicher war, ob er vielleicht lahmte oder ob ihm etwas weh tat,
aber wie als Belohnung für dieses Verhalten blieb Sioux auch noch viele Jahre lang frisch und fit.
Meine Eifersucht hätte ich mir auch sparen können, denn es schien gerade so, daß er spürte, daß ich meine egoistischen Besitzansprüche zurückstellte und mich gerade deshalb umso lieber mochte. (Und er akzeptierte nur wenige Menschen)

Ich sehe aber leider auch oft Pferdebesitzer, die vorgeben oder wirklich meinen, ihre Pferde zu lieben, die sich aber in Wirklichkeit nur in ihre Pferde "verliebt" fühlen, weil sie diese als Mittel zur (Er)füllung ihrer eigenen Bedürfnisse/Defizite benutzen können:
Der schicke Hengst hebt das eigene Rennommé, die langen Ausritte verhelfen dem Reiter zu neuer Energie- ebenso wie das Kuscheln mit dem Pferd der Seele gut tut und Pferde generell beruhigend und erdend auf den Menschen wirken.

Diese Projektion der eigenen Wünsche auf das Pferd wird leider oft mit Tierliebe verwechselt, hat aber eigentlich nur mit der einseitigen Auffüllen eines eigenen Defizits zu tun- mit dem Tier in der Hauptrolle, aber nur so lange, wie es der eigenen Projektion entspricht und die Rolle, die man ihm zugedacht hat, auch spielt. (eigentlich ähnlich wie in vielen Beziehungen, denn wir neigen zu Ratlosigkeit, wenn sich der Partner plötzlich nicht mehr so verhält, wie wir uns das vorstellen und "aus der Rolle" fällt)
Traurig ist nur, wenn ein Pferd seine Rolle als Freuden- und Energielieferant des Menschen nicht mehr spielen kann, sondern seinerseits die Kraft des Besitzers in Anspruch nimmt- wenn dann die Liebe nicht groß genug ist, empfindet der Besitzer das Pferd schnell als Belastung und findet Gründe, um es loszuwerden.

Die Treue des Pferdes zu seinem Besitzer ist deshalb oft einseitig, denn wenn es darum geht, zu geben anstatt zu nehmen, besinnen sich viele Reiter darauf, daß sie ja der Besitzer, der Überlegene sind, daß sie ja ein Recht haben, für ihr teures Geld ein "funktionierendes" Pferd und entsprechnendes Vergnügen zu haben usw... und sie scheuen davor zurück, nun ihrerseits dem Pferd energie und Kraft zu schenken- in diesem Moment zeigt sich, ob es wirkliche Liebe zum Pferd oder doch nur zu der Rolle des Sportgerätes Pferd ist bzw war...

Ich mußte den im Alter unreitbaren Sioux vier Jahre lang mit Breis , eingewichten Heucobs usw füttern und pflegen und habe trotzdem jede Minute mit ihm genossen- und es war jedesmal eine Freude, ihm zuzusehen, wie er mit seinen Stuten immer noch auf der Koppel spielte.
Ihn vor der Zeit "auszurangieren" wäre mir nie in den Sinn gekommen!

Harte Worte, denn die meisten Pferdebesitzer kaufen sich ein Pferd, weil sie ein Pferd haben wollen, um die Annehmlichkeiten des Reitens zu genießen.
Und auch das ist ok, solange man das Pferd partnerschaftlich und fair behandelt und nicht vergißt, daß es pures Glück ist, daß auf dieser Welt der Mensch die Herrenrolle spielt und sich sogar andere Lebewesen als Besitz nehmen kann.

Ich denke aber, wenn man bewußt mit diesem Thema umgeht und bedenkt, daß auch ein Pferd ein sensibles, fühlendes Wesen und kein metallenes Sportgerät ist und daß man zwar den Körper, aber nicht die Gefühle des Pferdes kaufen kann, dann ist unsere Reiterei wirklich vertretbar und sie sorgt vor allem dafür, daß die Gattung Pferd dieser Welt auch weiterhin erhalten bleibt.

(Und man sollte sich vielleicht auch ein paar Gedanken machen über die Art und Beschaffenheit der Gefühle, die man seinem Pferd gegenüber hegt... gegenseitiger Respekt und Fairness kann manchmal besser sein als falsch verstandene Zuneigung...)
















Noch mehr über mich... persönliche (und unbequeme) Ansichten:

Was ich mag:

Pferde (besonders Quarters, Paints, (echte) Appies und Andalusier)
Westernreiten (natürlich)
Tai Chi, Qi Gong und KampfKUNST
Natur, Heilarbeit
lecker kochen und essen (vegetarisch)
Reisen bzw. Länder kennenlernen
verschiedene Bücher... z.B. Chopra, Sh. Suzuki, Donna Leon, M. Kaye, Kipling u.a.
uvm...

...und was ich nicht mag:

Verleumdung und Mobbing,
Drogen und Drogenhandel
skrupelloses Investment zum Schaden anderer
Respektlosigkeit/Ausbeutung vor/von Schwächeren, Tieren und Umwelt...
Gewalt und Terror

Und das macht mich nachdenklich: ....trotz nie dagewesen fortschrittlicher Technologie schafft die Menschheit es scheinbar nicht, Hunger und Krieg endlich zu beseitigen- wir, eine kleine Minderheit, haben alles im Überfluß, während große Teile der Menschheit noch immer Hunger und Krieg erleiden müssen... und nicht nur das, unser Planet war (-wegen oder trotz Fortschritt?-) nie zuvor durch den Menschen so geschädigt wie in unserer heutigen Zeit...!

Keine Kommentare: